Geschichte ...

Die Grafschaft

 

Beginnen wir unsere Betrachtung mit dem gesamten Gebiet der Gemeinde Grafschaft. Ein großer Teil dieses Raumes gehörte früher zur Grafschaft bzw. zum späteren Amt Neuenahr, das über viele Jahrhunderte zum Herzogtum Jülich zählte. Fruchtbare Lößböden ließen hier in der Vergangenheit wohlhabende Bauerndörfer entstehen. Deshalb empfanden die Bewohner es als Beleidigung, wenn sie als Eifeler angesprochen wurden. Die wegen ihrer Armut verachtete Eifel begänne, so behaupteten sie, erst jenseits der Ahr. Als „Grafschaft" war diese Gebiet schon lange, bevor im Jahre 1974 die neugebildete Gemeinde diesen Namen offiziell erhielt, in der näheren und weiteren Umgebung bekannt. so antwortete der hiesige Bürgermeister im Jahre 1844 auf eine Umfrage, wie dieses Gebiet volkstümlich genannt würde, kurz und bündig. „Als Grafschaft ist die hiesige Gegend im Munde des Volkes bezeichnet."2) Den Bewohnern dieses Gebietes sagte man nach, daß sie starrköpfig seien, zur Übertreibung, Prahlerei und zum Protzen neigten. So bezeichnete man sie daher pauschal als „Knüülesse" (Dickköpfe, eigensinnige Menschen) und besonders in den tiefer gelegenen Orten an der Ahr als „Wondboggele" (Windbeutel), ihr Gebahren als „Jroschaße Wond". Von den Bewohnern der Stadt Ahrweiler, die früher zum Kurfürstentum Köln gehörte, wurden sie wegen der genannten Zugehörigkeit zum Herzogtum Jülich auch „riie Jeuischen" (die Jülicher) genannt.

 

Vettelhoven

 

Vettelhoven, fast ganz von der ehemaligen Grafschaft Neuenahr umschlossen, war ein eigenständiges Territorium. So bestanden also gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf dem Gebiet unserer heutigen Gemeinde neben dem zum Herzogtum Jülich gehörenden Amt Neuenahr fünf kleinere Länder

Die Einwohner von Vettelhoven wurden von den Eckendorfern „Vettele Muulop" (Vettelhovener Mundauf) genannt, weil sie als Prahlhänse und Schwadronierer galten. Wegen der gedehnten Aussprache einiger Wörter betitelte man sie außerdem gerne als „Määesjafele" (Mistgabeln). Unterschiede in der Sprache erregten den Unmut der Dorfbewohner. Wer abweichend von der gängigen Mundart sprach, wurde gehänselt. Das spürten selbst im Dorf aufgewachsene Kinder, deren Mütter oder Väter von auswärts zugezogen waren und ihre erlernte Mundart nur schwer ablegen konnten. Wenn sie fremde Ausdrücke oder eine von der Ortsmundart abweichende Aussprache an ihre Kinder weitergaben, wurden diese auf der Straße von den anderen Kindern regelmäßig korrigiert.

 

Text: Ottmar Prothmann, Fotos: Bruno Wioska